1933 und das Dritte Deutsche Reich

Der Zusammenschluss der Landkreise Naumburg und Weißenfels zum neuen Landkreis Weißenfels, mit Sitz des Landratsamtes in Weißenfels erfolgte am 01.10.1932.

Die Massenarbeitslosigkeit in Deutschland erreicht 1932 mit rund sechs Millionen Arbeitslosen ihren Höhepunkt. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 gewinnen die Nationalsozialisten 30% der abgegebenen Stimmen. Adolf Hitler, Fraktionsführer der NSDAP im Reichstag, gelangte am 30.01.1933 mit der Ernennung zum Reichskanzler an die Macht. Am 31.03.1933 werden die deutschen Länder nach dem „Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich“ aufgehoben. Nationalsozialistische Gauleiter werden für Magdeburg und Halle-Merseburg und ein Reichsstatthalter für Anhalt eingesetzt. Die Einführung des Erbfolgegesetzes (Unteilbarkeit der landwirtschaftlichen Grundstücke), soll eine weitere Zersplitterung der landwirtschaftlichen Flächen verhindern.
Das Rittergut Vitzenburg wurde 1934 unter Verwendung alter Bausubstanz wieder aufgebaut.

Das neue Museum auf der Neuenburg wird 1935 feierlich eröffnet. Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg hatte diesem als Leihgabe seine Ur- und Frühgeschichtssammlung übergeben. Otto Rudolph bekleidete von diesem Jahr an bis zum 02.05.1945 ehrenamtlich das Bürgermeisteramt von Kirchscheidungen.

Durch das Reichsgesetz vom 06.07.1938 wird als einheitliches Enddatum zur Auflösung der Fideikommisse der 01.01.1939 festgelegt, wobei jedoch bis zur Erteilung des Fideikommissauflösungsscheines die bisherigen Verfügungsbeschränkungen aufrecht erhalten blieben. In dem Jahr erfolgte die Umbenennung des Kreises Querfurt in Landkreis Querfurt und des Kreises Eckartsberga in Landkreis Eckartsberga.

Mit dem deutschen Angriff auf Polen am 01.09.1939 begann der 2. Weltkrieg. Großbritannien und Frankreich erklärten daraufhin am 03.09. Deutschland den Krieg. Am 25.09. treten im Deutschen Reich die Verordnungen über die öffentliche Bewirtschaftung von Nahrungs- und Genussmitteln vom 07.09. in Kraft. Für die erste Zuteilungsperiode vom 25.09. bis 22.10. werden Karten für Brot, Milch, Fleisch, Fett, Marmelade und Zucker verteilt. Ferner gibt es eine allgemeine Lebensmittelkarte und eine Seifenkarte. Brot und Mehl, bislang frei verkäuflich, sind nun rationiert.

1939 hatte Kirchscheidungen 417 Einwohner, Burgscheidungen 344 Einwohner und Vitzenburg-Pretitz 561 Einwohner. Die Orte gehörten zum Landkreis Querfurt, Regierungsbezirk Merseburg, Provinz Sachsen. Zuständiger Gau war von 1933 - 1945 Halle-Merseburg.

Durch einen Beschluss des Oberlandesgerichtes Naumburg vom 27.06.1940 wurde erstmals das Schloss Burgscheidungen als „Denkmal der Geschichte und Kunst“ festgestellt, und dem Besitzer die Pflicht auferlegt worden, jede bauliche Veränderung am Schloss vom Regierungspräsidenten und damit vom Provinzialkonservator anzuzeigen und genehmigen zu lassen. Der Regierungspräsident hat weiterhin das Recht der Beaufsichtigung und der Kontrolle über den Zustand des Schlosses, mit seinen unmittelbar dazu gehörigen Gebäuden, dem Torhause und dem Pferdestalle.

Der deutsche Feldzug gegen die Sowjetunion (UdSSR) begann am 22.06.1941. Angehörige der Geschlechter derer von der Schulenburg und der Rockhausens fallen im Krieg oder gelten als verschollen. Christian Rockhausen (* 01.06.1914 in Waldheim, Sohn des Martin Rockhausen und der Margarete geb. Wildenhain) fällt am 17.01.1942 bei Ignatow/Russland. Der Oberfeldmeister Otto Friedrich Rockhausen fiel am 27.11.1942 (* 02.08.1893). Seit den Kampfhandlungen an der Westfront im Reichswald zwischen Xanten und Kleve im März 1945 gilt der Angehörige der Luftwaffe Hans-Joachim Rockhausen (* 20.01.1925) als verschollen.

Ernst Mauß, seit April 1937 Kirchscheidunger Pfarrer, wurde 1941 zum Krieg eingezogen. Während seiner kurzen Amtszeit in Kirchscheidungen schrieb viele Originalurkunden aus der von Rockhausen Ära für das Kirchenarchiv ab, konnte aber selbst keine Chronik anfertigen. Mauß geriet während des Russlandfeldzuges bei Stalingrad in Gefangenschaft und starb im April 1943 in Nischninowgorod bei Gorki an Fleckfieber.

Ein Ulrich Knauth, Hauptmann der Luftwaffe erhielt am 27.10.1942 das Deutsche Kreuz in Gold und diente später als Oberleutnant in der Legion Condor im Kampfgeschwader 4 „General Wever“. Dem Major Wolf-Werner Graf von der Schulenburg bei der Luftwaffe im I. Fallsch.J.Rgt. 1 wird am 20.06. und dem Oberleutnant Dr. Wilhelm Knaut im Heer bei der 3. Pz.Abt. 505 wird am 14.11.1943 das Ritterkreuz verliehen.

Die fortbestehenden Verfügungsbeschränkungen über Burg- und Kirchscheidungen werden durch Beschluss des Fideikommissgerichtes (Oberlandesgerichtes) Naumburg vom 15.02.1944 (Rechtskraft 28.04.1944) aufgehoben. Das gebundene Vermögen wurde frei und war damit, da der letzte Fideikommissinhaber Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg keinen Sohn hatte, für den Schulenburgischen Mannesstamme verloren.

20.07.1944 Attentat auf Hitler, das fehlschlägt. General-Feldmarschall und Oberbefehlshaber West Erwin von Witzleben (* 04.12.1881 in Breslau) ist der ranghöchste Angeklagte der Verschwörung vor dem Volksgerichtshof. Von Roland Freisler wird er am 08.08.1944 zum Tode verurteilt und am selben Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Unter den führenden Beteiligten waren auch der Polizeipräsident von Berlin Wolf Heinrich Graf von Helldorf (* 14.10.1896 Merseburg, † 15.08.1944 hingerichtet in Berlin-Plötzensee), Friedrich Werner Graf von der Schulenburg, (* 20.11.1875 † 10.11.1944 hingerichtet in Berlin-Plötzensee) und Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg (05.09.1902 † 10.11.1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet). Die beiden v.d. Schulenburg hatten jedoch in keiner engeren Beziehungen zu den Häusern Burgscheidungen und Vitzenburg gestanden. Da Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg, Herr auf Burg- und Kirchscheidungen nicht zum Kreis der Verschwörer gehörte, hatte das Attentat auf ihn und seine Familie keine nachteiligen Auswirkungen.


Mit Wirkung vom 01.07.1944 wurde die Preußische Provinz Sachsen aufgelöst und aufgeteilt. Die Regierungsbezirke Magdeburg und Halle-Merseburg zu Provinzen (Magdeburg-Anhalt und Halle-Merseburg) erhoben. Die preußische Enklave in Thüringen, der Regierungsbezirk Erfurt, wird dem Freistaat Thüringen zugeordnet.


Das Schloss Burgscheidungen wurde, wegen der Fliegerangriffe in Berlin, am 30.01.1945 zur Ausweichstelle des Sonderdienstes von Pers-Z, einer Abteilung des Chiffrier- und Fernmeldewesens des Auswärtigen Amtes. Es waren 28 Angehörige der Dienststelle, darunter 16 Frauen und 4 Herren vom OKW/Chi (die zum Auswärtigen Amt abkommandiert waren). Dabei hatten sie 90 Stahlkisten mit Unterlagen, Arbeitsmaterial und Akten, sowie das Archiv der Grundlagenforschung des Auswärtigen Amtes aus den Jahren 1918 bis 1945, und eine Sammlung aller Hefte der „Wissenschaftlichen Schriften des Sonderdienstes Dahlem“. Diese Unterlagen wurden dort von den Beamten des Amtes betreut und bewacht. Am Abend bevor die Amerikaner einrückten, hatten die Angehörigen des Auswärtigen Amtes auf dem Schloss Burgscheidungen Teile von diesen Akten in der Heizung verbrannt.

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