Im vereinten Deutschland

Die ersten freien Wahlen zur Volkskammer finden am 18.03.1990 und die Kommunalwahlen am 06.05. statt. Der CDU-Vorsitzende in der DDR, Lothar de Maizière, wurde Ministerpräsident. Am 01.07. trat die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion der beiden deutschen Staaten in Kraft, die DM wird offizielles Zahlungsmittel. Aus den Bezirken der DDR wurden die Länder wiederhergestellt. Am 31.08. wurde der „Einigungsvertrag” zwischen den beiden deutschen Staaten geschlossen. Mit dem Beitritt der fünf Länder nach Artikel 23 des Grundgesetzes zur Bundesrepublik am 03.10. endet die Eigenstaatlichkeit der DDR. Die Länder werden Bundesländer. Im Oktober kommt der Buchstabe „O“ für Ostdeutschland vor die Postleitzahl, da die DDR und die BRD gleichlautende Postleitzahlen hatten. Am 14.10. erste Landtagswahlen und am 02.12.1990 Bundestagswahlen im vereinten Deutschlands.

Ab Juni 1990 ist der parteilose Thomas Burggraf, ehrenamtlicher Bürgermeister von Kirchscheidungen und löst Erika Hornbogen, die seit 1972 das Amt innehatte, ab.

Von der Ausstattung des Schlosses Burgscheidungen hatten sich die klassizistischen Deckengemälde im Esszimmer und einige Öfen und Kamine aus der Zeit des Erbauers erhalten. Von der beweglichen Einrichtung ist an Ort und Stelle wenig übrig geblieben. Das Gutsarchiv ist schon vorher vom Staatsarchiv Magdeburg übernommen worden und wird in der Außenstelle Wernigerode wohlgeordnet aufbewahrt. Die Gartenpläne liegen zum Teil im Landesamt für Denkmalpflege Halle. Die meisten der Gemälde des Schlosses Burgscheidungen, die nach 1945 sichergestellt worden waren, befinden sich in der Staatlichen Galerie Moritzburg in Halle. Ein Teil der Bilder war 1964 über „VEB Moderne Kunst“ (Betrieb des Schalk-Golodkowski, „oberster Devisenbeschaffer“ der DDR) ins kapitalistische Ausland verkauft worden.

Letzter Direktor der ZSS der CDU in Burgscheidungen war Prof. Dr. Otto Preu (1986-1990). Die CDU verzichtet am 15.11.1990 unwiderruflich auf alle Vermögenswerte der CDU der DDR, einschließlich des Schlosses Burgscheidungen, und aller andern Grundstücke und Gebäude, gegenüber der Treuhandanstalt und der Unabhängigen Kommission Parteivermögen. Nach Aussagen der CDU nahen Konrad Adenauer Stiftung, hatte sie im März/April 1991 in Burgscheidungen nichts an wertvollen Gegenständen, Büchern, Bildern, Urkunden u.ä. aus der Zeit vor 1945, vorgefunden, als sie die Akten und Bücher der CDU aus Burgscheidungen in ihr Archiv transferierte. Dies sollen ausschließlich Akten und Bücher aus der Zentrale Schulungsstätte der CDU gewesen sein. Die Akten bezogen sich auf die Schulungstätigkeit der CDU, die Bücher waren politischer Natur und nicht im bibliophilen Sinn wertvoll. Anschließend stand das Schloss leer und wartete auf einen Käufer und Investor.

Der Ort Vitzenburg feiert 1991 den 1100. Jahrestag der Ersterwähnung. Zu diesem Zweck wird ein „Förderverein Freunde der Dorfkirche - Johannes der Täufer - zu Vitzenburg e.V.“ gegründet. Ziel des Vereins ist die Instandhaltung und Pflege der Dorfkirche.

Der Landtag von Sachsen-Anhalt beschloss am 29.01.1991 ein neues Wappen. Bei der Streifenteilung tritt es in der Reihenfolge, wie bei der Provinz Sachsen, zurück und stellt den schwarzen preußischen Adler, golden bewehrt, in ein silbernes Obereck. Im silbernen Schildfuß repräsentiert ein auf roter Zinnenmauer schreitender schwarzer Bär das ehemalige Land Anhalt. Die Landesflagge ist von Gold und Schwarz geteilt.

In ganz Deutschland wurden am 01.07.1993 neue Postleitzahlen eingeführt.

Die Festveranstaltung zum 200. Geburtstag von Bernhard Thiersch fand am Sonntag, dem 25.04.1993, im Saal der Gastwirtschaft „Am Anger“ statt. Martin Reschke stellte die vielen Gäste vor, u.a.: Herr Alexander v. Witzleben, Manfred Hübbe (Ortschronist †) aus Laucha, Manfred Lauterbach (Ortschronist von Kirchscheidungen), Herrn Thrän (Kulturamtsleiter Kreisverwaltung Nebra, später MA Denkmalschutzbehörde des Burgenlandkreises), Herr Rudolf Tomaszewski (ehem. Ortschronist von Burgscheidungen, *06.07.1923 † 20.06.2011), der das Hauptreferat über Bernhard Thiersch hielt.

Extremes Hochwasser führte die Unstrut 1994. Durch die Kreisreform von Sachsen Anhalt wurden die Kreise neu gegliedert. Aus den Kreisen Naumburg, Nebra und Zeitz und einigen Gemeinden von Hohenmölsen und Weißenfels wurde der Burgenlandkreis gebildet. Aus den Kreisen Merseburg und Querfurt entstand der Landkreis Merseburg-Querfurt.

In Kirchscheidungen findet im Gasthaus „Am Anger“, aus Anlass der vor 700 Jahren ersten Nennung des Namens Kirchscheidungen, am 31.10.1994 eine Lesung und Lichtbildervortrag vor einem vollen Saal statt. Manfred Lauterbach setzte damit die zur 1200 Jahr Feier in loser Folge begonnene Lesungen, zuletzt 1993 zur Bernhard Thiersch Ehrung, seiner über dreißig Mappen umfassenden Chronik fort. Der Kirchenchronist Martin Reschke, der ebenfalls eine über 200 Seiten umfassende Orts- und Kirchenchronik von Kirchscheidungen erstellt hatte, gab einen Überblick zur Kirchengeschichte des Ortes, und belegte dies mit einer Dia-Reihe und interessanten Erläuterungen.

Die Treuhandanstalt (Bundesanstalt für vereinigungsbedingtes Sondervermögen - BVS) verkaufte Ende März 1995 das Schloss Burgscheidungen an die privaten Investoren Karl-Friedrich Isenberg (Betreiber des Hotels Schloss Waldeck am hessischen Edersee) und Elias Dächert (Unternehmer aus dem hessischen Griesheim, dem zeitweilig auch das Schloss in Stolberg im Harz gehörte), die die Absicht hatten dort ein Hotel einzurichten. Im Kaufvertrag sagten beide verbindlich zu, in den folgenden Jahren mindestens fünf Millionen DM zu investieren. Der Umbau zum Schlosshotel konnte aber nicht wie geplant durchgeführt werden, so dass das Schloss in einen Dornröschenschlaf verfiel. Lediglich der Schlosspark wurde gepflegt. Im Dezember des Jahres verkauft die Gemeinde Kirchscheidungen das Herrenhaus des ehemaligen schulenburgschen Rittergutes an die Familie Horst Bier aus Naumburg. Das Haus geht am 01.02.1996 in deren Eigentum über.

Das Schloss Vitzenburg steht 1996, nach der Verlegung und Schließung des psychiatrischen Fachkrankenhauses, leer. Es wird 1996 von der Treuhand an den Architekten Maik Schulze für 1,00 DM mit der Auflage verkauft, innerhalb von 10 Jahren 10 Mio. DM zu investieren. Die nötigen Erhaltungs- und Pflegeleistungen bringt er größtenteils in Eigenleistungen. Durch ABM gefördert lässt er die Außenanlagen und Weinberge wieder herzurichten. Das Schloss Burgscheidungen hat noch immer keine Nutzung und steht leer, jedoch werden die Außenanlagen und der Park gepflegt und erhalten.

Ostern 1997 besuchten Asta Ziegler und Heidi von Huhn, Schwestern und geb. Gräfinnen von der Schulenburg-Burgscheidungen zum wiederholten Mal Burg- und Kirchscheidungen. Sie waren zur „Goldenen Konfirmation“ eingeladen worden, unter dem Motto: „Dorf und Schloss gehören zusammen“.

Alexander Graf v.d. Schulenburg kaufte im Mai 1997 das Schloss Angern, wo ihre Vorfahren seit 1424 - über 550 Jahre lang - gelebt hatten, nebst Park für die Familie zurück. Nach einer Unterbrechung von 50 Jahren, die Familie des Sigurd Graf v.d. Schulenburg war im Jahre 1947 entschädigungslos enteignet und vertrieben worden, der kehrten sie nun wieder nach Angern zurück. Die Instandsetzung der Gebäude und Anlagen, wofür Fördermittel u.a. von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dem Land Sachsen-Anhalt kommen, ist jedoch eine Generationenaufgabe. Neben dem Schloss werden in Angern und Umgebung 800 ha Forst und 150 ha Landwirtschaft bewirtschaftet.

Kirchscheidungen verliert am 04.10.1998, mit der Amtsübernahme durch Pfarrerin Frau Anne-Christina Wegner, endgültig seine kirchliche Selbständigkeit und gehört zusammen mit dem Kirchspiel Laucha, das aus den sechs Gemeinden Laucha, Plößnitz, Krawinkel, Hirschroda, Dorndorf und Weischütz besteht, zum Pfarrbereich Laucha. Laucha wird Sitz der neuen Pfarrerin.

In Rockhausen, amtlicher Mittelpunkt von Thüringen, wurde am 17. August 2008 ein Stein enthüllt auf dem eine Hinweistafel mit den Koordinaten (11°1' 35'' östliche Länge und 50° 54' nördlicher Breite) angebracht ist.

2001 feiert Kirchscheidungen 1.215 Jahre seiner ersten urkundlichen Erwähnung. In der Kommunalwahl vom Mai des gleichen Jahres wird Christian Keindorf als Bürgermeister für Kirchscheidungen gewählt. In Burgscheidungen löst Mario Horn (CDU) Herrn Ermer, den ehemaligen Verwalter der CDU-Schulungsstätte im Burgscheidunger Schloss, als Bürgermeister ab. Die Staatliche Galerie Moritzburg in Halle gab am 02.05. 64 Bilder aus dem schulenburgschen Besitz des Bildbestandes an die Familie von der Schulenburg zurück, wovon 37 in einen beklagenswerten Zustand waren. Sie waren teilweise aus dem Rahmen gerissen bzw. geschnitten oder als Abdichtung des Daches genutzt worden. Die Ahnenbilder wurden auf die Familie verteilt, zum Beispiel zwei Bilder in das Schloss Angern, zu Alexander Graf von der Schulenburg und dessen Familie. Die großformatigen Bilder von Landschaften und biblischen Inhalten wurden verkauft um das Geld für die Restaurierungen der verbleibenden Bilder aufbringen zu können. Hunderte von Bildern, Gemälden und Stichen blieben aber verschwunden. Der erste Wein der Ernte 2000 der wieder aufgerebten Weinberge von Vitzenburg kommt in die Flaschen.

Ende Juni 2004 wird, wegen der Insolvenz des Besitzers des Schlosses Vitzenburg, das Schloss Vitzenburg in Berlin zwangsversteigert. Grund hierfür waren u.a. das er sein geplantes Konzept Aufgrund zu geringen Eigenkapitals nicht umsetzen und auch die Geldgeber dafür nicht finden konnte. Das Mindestgebot von 165.000 Euro wurde weit überboten und bei einem Stand von 395.000 Euro verkauft. Die etwa 2,5 Hektar großen Weinberge, die zum Schloss gehören und zu den ältesten Rebgärten der Region gehören, sowie der Schlosspark verbleiben im Besitz des Architekten Mike Schulze, werden aber durch einen Zwangsverwalter bewirtschaftet. Am Wochenende des bundesweiten „Tags des offenen Denkmals“ am 12.09.2004 waren auch Frau Asta Ziegler, Frau Heidi Huhn, beide geborene Gräfinnen von der Schulenburg a.d.H. Burgscheidungen anwesend. Leider blieb ihnen neben allen anderen interessierten Besuchern der Eintritt in das Schloss Burgscheidungen verwehrt.

In Naumburg fand am 03.09.2005 der 106. Familientag der Herren und Grafen v. der Schulenburg statt. Hierbei wurde die Schlossanlage von Burgscheidungen besichtigt, das Schloss selber blieb aber auch Ihnen verschlossen. Weiterhin besuchten sie Schloss Neuenburg oberhalb von Freyburg sowie den Naumburger Dom. Im Dom wurden sie vom Dechanten der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, Domherr Georg Graf Zech von Burkersroda herzlich empfangen.

Im Zuge der zweiten Kreisgebietsreform in Sachsen-Anhalt zum 01.07.2007 entstanden aus den bisherigen Kreisen Burgenlandkreis und Kreis Weißenfels (mit Hohenmölsen) der neue Landkreis Burgenlandkreis, mit Sitz des Landratsamtes in Naumburg, und aus den Kreisen Merseburg-Querfurt und dem Saalkreis der neue Saalekreis, mit Sitz des Landratsamtes in Merseburg.

Die Besitzer der Schlosses Burgscheidungen Isenberg, Dächert verkaufen im November 2007 das Schloss an Bernd Artinger (* 1965), ein Privatier aus München. Die Eigentümergemeinschaft Isenberg, Dächert war zuvor verurteilt worden, eine Vertragsstrafe zu zahlen, weil sie die Investitionsauflagen nicht eingehalten hatten. Mit dem Verkaufserlös soll die Strafe beglichen werden. Das Schloss Burgscheidungen hat nun mit Bernd Artinger einen neuen tatkräftigen Besitzer, der das Schloss zu einem Hotel umbauen und es der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen möchte. Hierzu hat er die „Schloss Burgscheidungen GmbH & Co. KG“ gegründet. Auf dem Schloss Neuenburg in Freyburg, verbleiben nach Einigung mit den Erben der von der Schulenburg, Heidi von Huhn und Asta Ziegler, Schwestern und geb. Gräfinnen von der Schulenburg-Burgscheidungen, wertvolle Möbel und andere Gegenstände, die 1945 nach der Enteignung durch die Bodenreform auf die Neuenburg verbracht worden sind.

Dieses Buch erhält am 12.12.2008 im Rathaus von Leipzig eine Auszeichnung. In der Presseveröffentlichung heißt es dazu: „Rüdiger Bier aus Naumburg hat den 5. mitteldeutschen Historikerpreis „Ur-Krostitzer Jahresring“ gewonnen. Mit seiner Forschungsarbeit „1500 Jahre Geschichte und Geschichten um die herrschaftlichen Sitze Kirchscheidungen und Burgscheidungen ... vom Anbeginn des Thüringerreiches bis heute.“ stach er 102 weitere Bewerber aus und gewann 3.000 Euro sowie eine goldene Nachbildung des Rings von Schwedenkönig Gustav II. Adolf. „Der Sieger Rüdiger Bier hat sich mit einer der bemerkenswertesten Arbeiten, die bisher zum Ur-Krostitzer Jahresring eingereicht wurden, beworben“, erklärt der Wirtschaftshistoriker und Juryvorsitzende, Prof. Manfred Straube. „Schwerpunkt seiner Forschung ist die Geschichte des einheimischen Adels und seiner Besitztümer. Rüdiger Bier hat eine ungewöhnlich materialreiche Arbeit vorgelegt, die von intensivem Quellen- und Literaturstudium zeugt. Die Arbeit zeichnet sich durch enormen Fleiß und Verbundenheit zu seinem Thema aus. Mit seinen Forschungsergebnissen hat er einen, wenn nicht sogar den entscheidenden, Grundstein für die weitere notwendige Erforschung mitteldeutscher Adelsgeschichte gelegt.

Durch die Gemeindegebietsreform in Sachsen-Anhalt werden am 01.07.2009 die Gemeinden Kirchscheidungen und Burgscheidungen in die Stadt Laucha eingemeindet und sind somit nur noch Ortsteile. Sie verlieren neben ihrer Eigenständigkeit auch den Ortsnamen, der nun in der Postanschrift nicht mehr genannt wird.

2009 wurde das Schloss Burgscheidungen - erstmals seit der „Wende“ - wieder der Öffentlichkeit, durch die „Marketing, Eventmanagement, Schloss Burgscheidungen Betriebs GmbH“, für geführte Besichtigungen an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Erste Baumaßnahmen mit Entkernung und Bausicherung begannen. Auch wurde der Schlosspark wieder gepflegt. Die ersten Erfolge der Sanierung stellen 2010 sich ein. Der im Erdgeschoß (EG) nach Westen führende barocke Gartensaal ist saniert und wieder nutzbar. Hier wurden bereits zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt und Konzerte und Kammermusik aufgeführt. Für die Bewirtung der zahlreichen Gäste wurde im Frühsommer das Café „Gräfin Cosel“ im historisch passenden Ambiente eröffnet. Der Verein „Gartenträume“ plant in Burgscheidungen einen Pflegeeinsatz um den Garten, der zu den auserwählten Gartenträumen des Landes gehört, aufzuräumen und zu verschönern.

Kirchscheidungen bereitete sich im Mai 2010 auf den 1.225 Jahrestag seiner ersten urkundlichen Erwähnung vor. Hierzu wurde im Gemeindehaus durch den Feuerwehrverein des Ortes und die Familie Bier eine Ausstellung eröffnet und ein Vortrag über die Forschungsergebnisse durch den Autor gehalten.

Zum zweiten Mal seit der Wiedereröffnung des Hauses öffnete das Schloss Burgscheidungen vom 23.07. bis 25.07.2010 der Öffentlichkeit seine Tore. Jedermann war zum Sommerfest im Rahmen des Barockfestivals eingeladen. Der Verein „Les Arts du Baroque“ inszenierte ihr Kultur- und Kostümfest „Sonnenball“.

Das 1225jährige Jübiläum der ersten Erwähnung von Kirchscheidungen wird im Ort gefeiert. Am Wochenende vom 16.06. bis 19.06.2011 finden verschiedene Veranstaltungen im Ort und im Rittergut statt und diesen Jahrestag würdig zu begehen.