Nachkriegszeit und geteiltes Deutschland

Amerikanische Truppen rückten am 12.04.1945 entlang des Unstruttales von Bad Bibra aus, in Kirchscheidungen, Burgscheidungen und Vitzenburg ein. Als sichtbares Zeichen der Kapitulation waren an der Schlossfassade weiße Tücher aufgehängt.

Die ersten amerikanischen Soldaten und Offiziere kamen nach Burgscheidungen. Nach Dorfberichten soll auf dem ersten Fahrzeug (ein Jeep), der das Unterdorf des Ortes durchfuhr, auf dem Schutzblech ein junger deutscher Hauptfeldwebel - als eventuelle Zielscheibe - Platz nehmen. Die Amerikaner bezogen Quartier im Gasthof des Ortes (Eigentümer Familie Bayer). Das Schloss bekam eine Wache aus einem Leutnant und 15 Soldaten.

Für die Verwaltung der Gemeinde Burgscheidungen wurde Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg von den US amerikanischen Besatzungstruppen, da er kein „Parteigenosse“ war, als Bürgermeister eingesetzt. Nach DDR-Geschichtsschreibung sollen die US-Soldaten im und am Schloss Burgscheidungen mutwillig erhebliche Zerstörungen angerichtet und u.a. im Übermut alte Steinvasen und Ritterbüsten, die auf der Brüstung der Terrassenmauer standen, herunter gestürzt haben. Frau Asta Gisela Ziegler, Tochter des Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg-Burgscheidungen, schließt dies aber als Zeitzeugin aus. Nur eine einzige Steinvase sei von der Terrassenmauer herunter gestoßen worden. So werden andere Berichte glaubhaft, nach denen dies erst zu Zeiten der Pionierschule geschehen sein soll. Teile der Büsten sollen sich noch unterhalb der Mauern bzw. im Park befinden.

Amerikanische Truppen zogen auf ihren Weg in Richtung Leipzig an Kirchscheidungen am 13.04. vorbei nach Laucha. Die deutsche Luftwaffe lieferte sich an dem Tag mit den Amerikanern Gefechte, wobei in 500 m Entfernung vom Dorf, an der Lehmgrube nach Golzen, einige Bomben fielen, jedoch ohne Schaden anzurichten.

Gerüchten nach sollte sich die Familie des am 01.05.1945 abgesetzten deutschen Reichsministers des Auswärtigen Amtes Ullrich Friedrich Willy Joachim von Ribbentrop (* 30.04.1893, oo 1920 Annelies Henkel, die Erb-Tochter des gleichnamigen Sektfabrikanten Otto Henkel, † 15.10.1946 hingerichtet) auf Burgscheidungen versammelt haben. Dies kann nach bisherigen Erkenntnissen nicht bestätigt werden. Gesichert ist, dass Ribbentrop im Mai in Norddeutschland untergetaucht und am 14.06. als letzter Reichsminister in Hamburg von der britischen Militärverwaltung aufgespürt und verhaftet worden war. In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen wurde Ribbentrop angeklagt und nach dem Schuldspruch als Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurteilt.

Die deutsche Wehrmacht kapitulierte am 08.05.1945 bedingungslos in Berlin-Karlshorst. Damit endet der Zweite Weltkrieg in Europa. Die vier alliierten Siegermächte USA, UdSSR, Großbritannien und Frankreich, teilen Aufgrund der Beschlüsse der Jaltaer-Konferenz und dem Potsdamer Abkommen, Deutschland in je vier Besatzungszonen ein und übernahmen mit der „Berliner Viermächteerklärung” vom 05.06. die oberste staatliche Regierungsgewalt in ihren jeweiligen Zonen. Die Aufteilung Deutschlands wird damit eingeleitet. Diese Viermächteerklärung war auch das politische Mandat für die Bodenreform. Am 09.06. übernahm in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) die Sowjetische Militäraministration Deutschlands (SMAD) die Regierung.

Vom britischen Sonderdienst wurden am 07.05.1945 die 90 Stahlkisten mit Dokumenten der Abwehrgruppe beschlagnahmt und 22 Beamten des Auswärtigen Amtes (AA) vom Flughafen Kölleda mit 3 Transportflugzeugen nach London geflogen.

Rudolf (Rudi) Edel wurde vom 15.05.1945 bis zum 08.09.1946 erster hauptamtlicher Bürgermeister von Kirchscheidungen.

Die restlichen Angehörigen des AA wurden am 11.05. durch die Amerikaner nach Marburg gebracht und die verbliebenen Akten abtransportiert. Bereits am 09.06. kamen die Beamten, nach Befragungen durch eine amerikanisch britische Kommission in London, wieder zurück nach Deutschland, und wurden zu den Anderen nach Marburg gebracht. Im Herbst wurden alle nach Hause entlassen. Die meisten Dokumente der 90 Stahlblechkästen gingen erst 1999 in den Besitz des Auswärtigen Amtes zurück. Viele (noch heute brisante) Unterlagen, die in Burgscheidungen verblieben, wurden anschließend nie wieder gefunden und auch die von den Amerikanern, Briten und Russen abtransportierten und in deren Archiven geöffneten, kamen bisher nicht wieder zum Vorschein und sind verschollen.

Als sich die Gerüchte über den Besatzungswechsel verdichteten, verlässt Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg, mit noch drei anderen Familien aus Berlin, Schlesien, und Ostpreußen, die bei ihm Zuflucht gesucht hatten, noch vor dem Abzug der amerikanischen Truppen, Burgscheidungen. Es gibt unterschiedliche Berichte von Zeitzeugen aus dem Dorf über den Umfang des abtransportierten Inventars. Es ist von mehreren Fahrten die Rede, so von der Mitnahme von 20 Wagen, Traktoren und Ackerwagen, und von wertvollen Inventar und sowie dem gesamten Hausrate, wie Möbel, Wertsachen und beträchtlichen Lebensmittelvorräten. Dieser Umfang wird aber von der Familie von der Schulenburg bestritten. Nach ihrer Darstellung hatte Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg wenige Tage vor dem Besatzungswechsel, je ein Gespann pro Familie mit Ackerwagen zur Fahrt in den Westen ausgerüstet. Die restliche Familie, die aus 8 Erwachsenen und 4 Kindern bestand, reiste mit dem Trecker und zwei Anhängern, auf denen sich diese Personen, mit Bettzeug, Ess- und Kochgeschirr, Lebensmittel und für jeden 1 Koffer mit persönlichen Sachen befanden. Hier war für Möbel gar kein, und für sonstige Wertsachen wenig Platz. Gesichert ist, dass die Familie versuchte, das was sie nicht mitnehmen konnte zu sichern. So wurde im Unterkeller des Kellers im alten Teil Schlosses, Kisten und Körbe mit Silber, Porzellan und Schmuck hingebracht und anschließend zugemauert und die Zugangstreppen zugeschüttet. Die Aussagen von Dorfbewohnern, dass der Graf in Kirchscheidungen einen Abschied mit Blasmusik erhielt, da - wie von verschiedener Seite versichert wurde - er als beliebter und guter Arbeitgeber geschätzt war, ist ein Märchen. Er ging mit seinen Töchtern nach Oberhessen, wo er in Lauterbach-Blitzenrod Unterkunft fand. In Fulda, Bayern versuchte er mit den aus Burgscheidungen stammenden Fahrzeugen ein Fuhrunternehmen zu gründen, was aber nicht gelang. Daraufhin verkaufte er den Traktor mit den beiden Anhängern an einen Bauern.
Die US-Truppen zogen am 30.06.1945 vereinbarungsgemäß ab. Nach alten Berichten wurden in der gesetzlosen Zeit, als der Graf und die Amerikaner weg und die Russen noch nicht da waren, seine Güter und Stallungen geplündert, und viele nun „herrenlose“ Sachen weggeschleppt. Auch die Särge in der Familiengruft im Schlosspark, der Begräbnisstätte der Schulenburgs seit 1831, wurden aufgebrochen und ausgeraubt. Die im Schlosspark befindliche Statue der Blumengöttin Flora, die den Monat Mai verkörperte, soll gestohlen worden sein. Nach anderen Berichten soll sie aber bereits vorher durch Baumfällarbeiten beschädigt und bei einer späteren Herunternahme ganz zerfallen sein. Erst nachfolgend wurde durch den Dorfausschuss das Schloss und das Rittergut inventarisiert.

Der Besatzungswechsel erfolgte hier am 01.07.1945 und bereits ein Tag später, am 02.07.1945, rücken die sowjetischen Truppen, während der Kirschernte in Panjewagen, ein. Unser Gebiet wird damit in die sowjetische Besatzungszone (SBZ) eingegliedert. Chef der SMA in der Provinz Sachsen war General-Major A. Kotikow.

Bis 03.07.1945 besetzte die Rote Armee das gesamte Territorium des sowjetischen Besatzungsgebietes.

Nach der Flucht der Familie v.d. Schulenburg wurde das Schloss zum Eigentum der Provinzialregierung erklärt. Im Schloss waren Stilmöbel aus dem Barock, dem Rokoko und dem Biedermeier, sowie die Schlossbibliothek und das Archiv zurückgeblieben. Andere Unterlagen des Schlosses, darunter alte Baupläne, Gutsrechnungen und Lohnlisten, die Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg nicht mitnehmen konnte, wurden - obwohl dafür vorgesehen- nicht verbrannt und blieben so erhalten.

Auf Befehl des Marschalls Georgij K. Shukows wurde am 23.07.1945 aus der „Provinz Magdeburg“ und der „Provinz Halle-Merseburg“ und dem Freistaat Anhalt die „Provinz Sachsen“ neu gebildet. Der ehemalige preußische Regierungsbezirk Erfurt (seit 1944 Thüringen unterstellt) wird (inkl. des ehem. preußischen Landkreises Schmalkalden) Teil des Landes Thüringen.

Das Schloss Burgscheidungen und das Rittergut Kirchscheidungen waren ab Juli 1945 kurzzeitig Notunterkunft für Flüchtlinge aus Schlesien und Ostpreußen. Die wertvollen Buchbestände des Schlosses Burgscheidungens wurden aus dem Mangel an anderem Papier von den Flüchtlingen, als Tisch und Stuhlersatz und für so profane Zwecke wie für Zigaretten, als Heizmaterial und für die Notdurft verwendet. Weiterhin ist anzunehmen, dass vieles aus den Beständen gegen Lebensmittel oder andere Dinge eingetauscht oder schlichtweg gestohlen wurde.

Die „Verordnung über die Bodenreform“ und die ausnahmslose und entschädigungslose Enteignung der Gutsbesitzer in der Provinz Sachsen wurde am 03.09.1945 erlassen. Im Präsidium war allerdings durchgesetzt worden, enteigneten Gutsbesitzern eine Restwirtschaft mit 100 ha oder eine Entschädigung zu gewähren. Diese Regelung wurde später von der sowjetischen Besatzungsmacht außer Kraft gesetzt.


Die Grafen von der Schulenburg wurden vom 23.09. bis 10.10.1945 durch die Bodenreform enteignet. In Kirch- und Burgscheidungen wurden hierzu Gemeindebodenkommissionen gegründet, die unter Beteiligung des VdgB die Verteilung der Flächen und des beweglichen Gutes regelten. Der entschädigungslos enteignete Grundbesitz des Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg belief sich 1945 in Burgscheidungen auf 787 ha (981ha?), in Kirchscheidungen auf 212 ha und in Branderoda auf 443 ha (davon 47 ha Wald). Die Bodenflächen gelangten an folgende Gemeinden: Schnellroda 5 ha, Burgscheidungen 293 ha, Wennungen 37 ha, Tröbsdorf 25 ha, Karsdorf 3 ha, Thalwinkel 2 ha und Dorndorf 5 ha. An 38 Neusiedler und 39 landarme Bauern und die Gemeinden werden Ackerland, Wiesen, Plantagen und Wald, sowie 39 Kühe, 15 Ochsen, 25 Pferde und 190 Schafe verteilt. Das verbleibende Restgut wird verpachtet. Daraufhin verließ auch die Letzte bis dahin noch in Burgscheidungen verbliebene –Rose-Renate Wätjen, älteste Tochter des Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg das Schloss. Ende Oktober 1945 beginnt auch die Aufteilung des Restgutes und ist zwei Monate später beendet.

Durch den Landrat des Kreises Querfurt wird Paul Ihle am 26.09.1945 als Treuhänder des Rittergutes Burgscheidungen bestellt. Zu seinen ersten Amtshandlungen gehört die Entlassung des langjährigen Rentmeisters Fritz Kupe, des Wirtschafts-Inspektors Martin Menzel (seit 1943, wohnte im Inspektorhaus im Gut Burgscheidungen) und des Försters Willy Böhm, denen ihre aktive Zeit als Parteigenossen während des dritten Reiches zur Last wurde. Neuer Rentmeister wird Rudolf Barkhausen. Jedoch scheint Herr Barkhausen nicht sehr gut unter den Bewohnern angesehen gewesen zu sein. Auch soll er eine unrühmliche Rolle in der Nachkriegsgeschichte (bis zu seinem Abgang nach Westberlin 1947) gespielt haben. Herr Barkhausen (der zu den Aktiven der Vorkriegszeit zählte) war in den dreißiger Jahren kurzzeitig bei der Familie v.d. Schulenburg in Stellung gewesen. Seine Kenntnis von den Besitzungen soll er später, wie noch zu lesen ist, für sich ausgenutzt haben.

Im Oktober 1945, vier Wochen nach dem Tod des Ernst William Rockhausen (aus zweiter Ehe des Ernst William Rockhausen und der Marie Gertrud Heymann) wird die Familie Rockhausen in Meinsberg und Waldheim enteignet. Die gesamte Familie wird verhaftet und in einem Bodenreformlager in Radeberg bei Dresden inhaftiert. In der Verhandlung wurde festgestellt: „Gegen Sie liegt nichts vor, Ihnen darf nichts weggenommen werden. Sie finden alles so vor, wie sie es verlassen haben.“ Jedoch war die Enteignungswelle in Meinsberg unter dem Motto „Junkerland in Bauernhand“ schneller gewesen, da die Rockhausen das größte Gut im Ort hatten. Eine Rückgabe fand trotz Unrechtmäßigkeit der Enteignung nicht statt. Die Fabrik des Ernst William blieb in Familienbesitz und wurde von dessen Witwe Marie Henriette Rockhausen, geb. Geißler geleitet. Die modernere Fabrik seiner Brüder in Waldheim wurde enteignet und demontiert. 1969 verkaufte Marie Henriette die Fabrik, die daraufhin Volkseigener Betrieb (VEB) wurde. Nach 1989 stand der Betrieb still, verfiel und wurde dann abgerissen.

Frau Rose Wätjen, geb. Gräfin von der Schulenburg stellt am 05.10.1945, in Stellvertretung ihres Vaters Adelbert Graf von der Schulenburg, einen Antrag an die Provinzialregierung Sachsen auf Ausnahmegenehmigung, ihm 100 ha von seinem Grundbesitz zu belassen, wenn möglich das Gut Branderoda. Dieser Antrag wurde abgelehnt.

Ein nicht datierter und unterzeichneter Briefentwurf, vermutlich von Martin Menzel oder Fritz Kupe aus Burgscheidungen geschrieben, an die Grafen von der Schulenburg vom Oktober des Jahres: „Der Betrieb ist vorbildlich, Vieh und Felder in mustergültiger Ordnung. Der Treuhänder (Paul Ihle), früherer Treckerfahrer ist eine Null und der Zustand des Betriebes ist nur das Verdienst des Rentmeisters Barkhausen, der ja auch praktischer Landwirt ist. Es wurde aufgeteilt und zwar wie folgt 34 Siedler á 8 ½ ha (schlechter Boden) siedeln unter Führung des o.g. Barkhausen auf dem Hofe. Das sind zusammen 304 ha, 50 ha verbleibt als Saatgut (Führung ebenfalls Hr. Barkhausen). Die Gemeinde Wennungen wurde mit 37 ½ ha, Thalwinkel mit 2,75 ha, Tröbsdorf mit 20 ½ ha und Karsdorf mit 2 ½ ha beteilt und auch Anteil gemäß mit Saatgut, Futter und Vieh ausgestattet. Bestellt wurden 224 Morgen Weizen, 111 Morgen Roggen, 40 Morgen Wintergerste, 40 Morgen Raps, und 18 Morgen Spinat. Zu pflügen ist ca. noch 10 Tage, dann wäre die ganze Herbstarbeit bewältigt. Zugmittel vorhanden. Saatgut vorhanden, jedoch wäre Kunstdünger und zwar 300 Ztr. Kali und 400 Ztr. Stickstoff sehr notwendig. Vieh genügend vorhanden bis auf Mastschweine und Zuchtsauen, letztere fehlen gänzlich, welche durchgehend nötig wären. Futter, Stroh und Heu ausreichend. Kassenstand bei Übernahme RM 23.743,42 jetzt 3.288,-. Kartoffeln und Rübengeld noch ausständig, daher ist die Finanzlage gesichert. Fleisch- und Getreidesoll erfüllt.“

Die Gemeinde Kirchscheidungen, vertreten durch den Bürgermeister Rudi Edel, beansprucht am 20.10.1945 aus dem Großgrundbesitz des Rittergutes Kirchscheidungen sämtliche Jagd-, Fischerei- und Hutungsrechte sowie den Sportplatz, die angrenzenden Güter und Obstanlagen und am 22.10.1945 die Übertragung von 2 ha Weinberg des Adelbert Graf von der Schulenburg und die Lehmgrube. Beide Anträge werden von der Gemeindebodenkommission, vertreten durch Herrn Kaufmann und Herrn Rühlmann, am jeweils gleichen Tag genehmigt.

Durch den SMAD Befehl 110/45 vom 22.10.1945 wurde den ostdeutschen Ländern und Provinzen das Recht zugestanden eigenständig Gesetze zu verabschieden. Gleichzeitig erkannte die SMAD die „Landesverordnung über die Durchführung der Bodenreform“ für rechtens an.


Aufstellung der enteigneten Güter zum 20.11.1945: in Burgscheidungen 377 ha Ackerland, 33 ha Gartenland, 312 ha Wald, 5 ha Ödland, in Kirchscheidungen 134 ha Äcker, 2 ha Gartenland, 55 ha Wald, 15 ha Wiesen, 6 ha Sonstiges.

Rembert Freiherr von Münchhausen, Herr auf Vitzenburg, Rittergutspächter in Klein-Eichstedt und Oberschmon und preuß. Regierungs- und Landkammerrat a.D., blieb auch nach dem Abzug der Amerikaner weiterhin in Vitzenburg. Er war der Meinung nichts unrechtes während der vergangenen Jahre begangen zu haben und auch an der Behandlung der Fremdarbeiter auf seinen Gütern (Ausländer) sich nichts vorwerfen lassen zu müssen. Trotzdem wurde er verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar verbracht. Der Grundbesitz der Familie von Münchhausen auf Vitzenburg, Steinburg und Herrengosserstedt wurde enteignet und an Neubauern und Landarbeiter aufgeteilt. Die Güter werden durch einen Treuhänder verwaltet. Auguste Freifrau von Münchhausen, geb. von der Schulenburg-Heßler, Herrin auf Vitzenburg, Weißenschirmbach, Klein-Eichstedt und Oberschmon verlässt nach der Enteignung Vitzenburg und geht in den Westen. Der Grundbesitz des Hauses Vitzenburg umfasste (nach dem Erwerb von Anteilen in Spielberg, Pretitz und Zingst seit 1913 unverändert) 2.719 ha, wovon auf Klein-Eichstedt 319 ha entfielen. Im Schloss wird zum Schulgut umfunktioniert und ein Jugendheim eingerichtet. Einige Zeit dient das Schloss als Ausbildungsstätte für Lehrer, die später Lehrlinge in der Landwirtschaft unterrichten sollen.

Bis November 1945 ist fast restlos die gesamte Einrichtung des Schlosses Burgscheidungen durch die russischen Besatzungstruppen sichergestellt und nach Halle geschafft worden. Mitgenommen war ebenfalls das Archiv, die Bibliothek (soll in der Kommandantur Querfurt eingelagert gewesen sein). Ein bemerkenswerter Rest alter Möbel befand sich aber noch im Hause, auch die Gemälde im Schloss waren noch vollzählig vorhanden. Am 11.12. wurde der von den „Russen“ zurückgelassene Teil der Bibliothek, dabei mehrere Mappen mit alten Stichen, sowie alten und neuen Atlanten, ferner den ersten Teil der Gemäldegalerie nach Halle ins Landesmuseum abtransportiert. Einige von den historischen Möbeln und von den wertvollen Dekorationsgegenständen wurden vom Landeskonservator auf die Neuenburg verbracht.

In der „Provinz Sachsen“ waren 1945 durch die Bodenreform 2.300 Grundbesitzer, mit einer Gesamtfläche von 576.000 ha, wobei der Grundbesitz über 100 ha (400 Morgen) entschädigungslos, enteignet worden. 456.000 ha wurden an 150.000 Landnehmer verteilt.


Bis Januar 1946 kam verschiedenes Gut aus dem Schloss Burgscheidungen an das Museum und Silbergeschirr an das Landratsamt Querfurt. Im gleichen Jahr wurde von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Schloss eine Ausbildungsstätte für Neulehrer und im Rittergut wird eine MTS bzw. RTS eingerichtet. Der Neulehrerlehrgang im Schloss begann am 01.02. und endete am 24.08. mit einer großen Abschlussprüfung.

Die Witwe des Werner, Marie Luise Gräfin von der Schulenburg-Heßler auf Vitzenburg, geb. Senfft von Pilsach († 06.03.1946) wollte nicht mit ihrer Familie auf die Flucht gehen, da sie sich dafür als zu alt fand. Am 15.01.1946 wird sie durch den Treuhänder aus Vitzenburg ausgewiesen. Mit ihrer Schwester Therese Senfft von Pilsach kam sie im Johanniter-Altersheim in Halle/Saale unter, wo sie nach zwei Monaten im 91. Lebensjahr starb.

Im Februar 1946 führt die Unstrut Hochwasser. Auf dem Gut in Kirchscheidungen waren laut einer Inventarliste vom 16.06. vorhanden: 10 Pferde, 4 Fohlen, 1 Bulle, 8 Ochsen, 25 Kühe, 10 Färsen, 10 Kälber, 1 Eber, 10 Sauen, 20 Läufer, 2 Ferkel sowie 3 Motoren, 1 Dreschmaschine, 2 Schlepper, 4 Anhänger, 2 Mähmaschinen, 3 Grasmäher, 1 Drillmaschine, 2 Kartoffel-Pflanz- und -Rodemaschinen, 1 Häckselmaschine und eine Windfege.

Vom September 1946 bis 1950 bekleidete Karl-Heinz Schäfer das Amt des Bürgermeisters von Kirchscheidungen und danach wieder Rudi Edel bis 1954.

Das Schloss Burgscheidungen wird durch Verfügung am 09.10.1946 dem FDGB als Erholungsheim entschädigungslos überlassen. Als Schlossverwalter wird Herr Tintel aus Halle eingesetzt. Die Gemeinde Burgscheidungen beschließt die über 100jährige Kastanienallee und die Weiden von Burgscheidungen den Evakuierten als Brennholz zu überlassen, was Empörung hervorruft.

Am 20.10.1946 finden nach dem Krieg die ersten freien Landtagswahlen in der „Provinz Sachsen“ statt. Erster Ministerpräsident wurde Dr. Erhard Hübner (LDPD). Auf Beschluss des Landtages vom 03.12.1946 wurde die „Provinz Sachsen“ in „Provinz Sachsen-Anhalt“ umbenannt.


Nach dem Winter 1946/47 wurde das Unstruttal im März erneut durch ein großes Hochwasser heimgesucht.

Am 10.01.1947 trat die erste Landesverfassung der „Provinz Sachsen-Anhalt“ in Kraft. Sie galt nun, auf sowjetische Anordnung hin, rechtlich als Land. Der Alliierte Kontrollrat löste am 25.02. den preußischen Staat als „Hort des Militarismus“ auf.

Im Februar 1947 wird auf Veranlassung des Regierungspräsidiums Merseburg die Rückführung von Kunst- und Kulturgut in das Schloss Burgscheidungen aus der Wohnung von Herrn Barkhausen aus Burgscheidungen veranlasst. Anfang Mai erfolgte die Notbergung des Schlossarchives. Es wird im Klassenzimmer der Berufsschule Laucha sichergestellt. Ende Mai wurde das Schloss von der SMA beschlagnahmt. Erste Erhaltungsmaßnahmen am Schloss Burgscheidungen wurden durchgeführt, da geplant war das Schloss als Heim / Internatsschule für Kinder von Angehörigen der Sowjetarmee einzurichten, damit diese hier ihre Ferien verbringen können. Dabei verlor das Schloss seine kostbaren Seidentapeten, da die Räume einheitlich weiß gestrichen wurden. Im September wird das Schloss von der SMA wieder freigegeben.

Nach langer schwerer Krankheit verstarb der Pfarrer von Burgscheidungen, Herr Dörsch, in Kirchscheidungen. Im Oktober 1947 übernahm Jungpfarrer Otto Willi Paul Reschke, der am 09.10.1947 direkt nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft nach Kirchscheidungen kam, das Pfarramt.

Als Folge der Auflösung des preußischen Staates konstituierte sich die „Provinz Sachsen-Anhalt“, Aufgrund des Befehls Nr. 180 und nachfolgender Billigung der Sowjetischen Militäradministration, am 21.07.1947 als „Land Sachsen-Anhalt“. Im August 1947 ordnete die Sowjetische Militärverwaltung an, alle verbliebenen Gutsbesitzer aus ihren Heimatkreisen auszuweisen. Die Alliierten fassten in Moskau den Beschluss die Enteignungen im Rahmen der Bodenreform 1947 zu beenden.

Die Landräte in Sachsen-Anhalt wurden am 22.08.1947 aufgefordert, zusammen mit der Bodenreformkommission und dem VdgB die enteigneten Gutshöfe aufzuteilen und die ungenutzten Gebäude und Herrenhäuser abzureißen. Der SMAD Befehl 209 vom 09.09.1947 über „Maßnahmen zum wirtschaftlichen Aufbau der neuen Bauernwirtschaften“, der dazu führen sollte innerhalb der Jahre 1947-1949 die Versorgung mit Neubauten und Wohnungen zu verbessern, gab nachfolgend die rechtliche Grundlage. So wurde unter 6. befohlen: „Den Komitees der gegenseitigen Bauernhilfe und einzelnen Bauern zu erlauben, ungehindert die Baumaterialien der zerstörten Rüstungswerke und -bauten, der Baulichkeiten ehemaliger Gutsbesitzerhöfe und der Ruinen herrenloser Gebäude auszunutzen.

Im November fordert die Berliner Zentrale der sowjetischen Besatzungsverwaltung von der ostdeutschen „Verwaltung für Land- und Forstwirtschaft“ ein Ende der Enteignungen, was auch am 28.11. von ihr zugesichert wurde. Damit endete zwar offiziell die Bodenreform, aber nicht die Zerstörung der bereits enteigneten Baulichkeiten.

Der Befehl 209 wurde durch die ergänzende Anordnung vom 14.12.1947 dahingehend verschärft, dass die „Neubauern, die keine Häuser und Wirtschaftsgebäude zum Eigentum erhalten haben, sondern Wohnungen in früheren Gutshäusern und Gemeinschaftswohnungen einnehmen ... berechtigt sind, ungehindert die Gebäude des Gutes abzubrechen und das Abbruchmaterial zum Bau ihrer neuen Häuser zu verwenden“.

Im Winter 1947/48 begannen in Sachsen-Anhalt die ersten Abrisse von Guthäusern, Schlössern und Rittergütern zur Gewinnung von Baumaterialien für neue Wohn- und Wirtschaftsgebäude von Neubauernwirtschaften. Um vom Abriss bedrohte Gebäude zu retten wurden vielerorts nach Nutzungsmöglichkeiten gesucht. Sie dienten u.a. als Notunterkünfte, als Wohnungen für Umsiedler aber auch als Schulen, Alters- und Pflegeheime, Museen, Archive oder Verwaltungen. Unter dem Gesichtspunkt kann der spätere Umbau des Herrenhauses von Kirchscheidungen, als Teil der Erhaltung des Hauses als Ganzes gesehen werden.

Der Gemahl von Auguste Freifrau von Münchhausen, geb. von der Schulenburg-Heßler, ehem. Herrin auf Vitzenburg, Klein-Eichstedt und Oberschmon Rembert Freiherr von Münchhausen, stirbt am 11.11.1947 im Konzentrationslager Buchenwald.

Erst im Februar 1948 wurde das Schloss Burgscheidungen FDGB-Erholungsheim. Heimleiterin wurde Frau Schmidt. Durch Beschluss des Landtages von Sachsen-Anhalt vom 30.05. des Jahres wird das Schloss Burgscheidungen dem FDGB übereignet. Der Schlosspark von Burgscheidungen wurde wenig pfleglich behandelt, so wurden im Dezember 1948 durch Baumfällarbeiten Glieder von Steinfiguren abgeschlagen.

Die Westalliierten führten am 20.06.1948 eine einseitige Währungsreform in ihren Besatzungszonen durch und die in Amerika hergestellten Banknoten „Deutsche Mark“ anstelle der bisherigen wertlosen Reichsmark als gesetzliches Zahlungsmittel ein. In der SBZ wurde vom 23. bis 28.06.1948 auf die neue, ebenfalls „Deutsche Mark“ (DM-Ost), im Kurs 1:10 umgestellt. Es gibt nun zwei Währungen in Deutschland, die „Deutsche Mark“ der drei Westsektoren und die „Deutsche Mark“ der SBZ.

Das neue Wappen des Landes Sachsen-Anhalt, das der Landtag am 14.12.1948 beschloss, ließ den Landesteil Anhalt unberücksichtigt und lehnte sich an das Wappen der preußischen Provinz Sachsen an. Sein Halbrundschild war neunmal geteilt, jedoch in Abänderung der Farbreihenfolge schwarz-gold, und wiederum mit dem grünen Rautenkranz belegt; statt des weggefallenen Schildhauptes mit dem preußischen Adler krönten den Schild nun im Halbrund drei goldene Ähren, die mittlere stehend, die seitlichen nach rechts und links liegend. In den Zwischenräumen zwischen den Ähren waren rechts ein schwarzer Schlegel und links ein schwarzer Hammer angebracht, die Stiele von zwei grünen Lorbeerblättern begleitet.

Im Schloss Vitzenburg wird 1948 „Landwirtschaftsschule Vitzenburg mit angeschlossenem Provinzialschulgut“ eingerichtet.

Bildung der beiden deutschen Staaten: Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23.5.1949, die Konstituierende Sitzung des ersten deutschen Bundestages erfolgte am 07.09.1949. Konrad Adenauer wurde am 15.09.1949 zum ersten Bundeskanzler und Theodor Heuss zum ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Die Deutsche Demokratische Republik (DDR) konstituierte sich am 07.10.1949. Die Volkskammer der DDR wählte Otto Grotewohl zum Ministerpräsidenten und Wilhelm Pieck zum Staatspräsidenten. Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt wird W. Bruschke. An Stelle der bisherigen Militärregierungen traten im Westen die Hohen Kommissare, im Osten die sowjetische Kontrollkommission. 1950 Verkündung des ersten „Fünfjahrplanes“ in der DDR.


Im Juli 1950 wurde Schwammbefall im Schloss Burgscheidungen festgestellt. Teile der Deckenkonstruktion musste daraufhin im großen Treppenhaus ausgewechselt werden. Die Stuck- und Deckenmalereien gingen dabei verloren. Das Schloss das von der Jugendheim GmbH ab Dezember 1950 als Ausbildungsstätte für Pionierleiter genutzt, wird am 11.07.1951 Landesschule für Pionierleiter der FDJ und führte den Namen „Ernst Thälmann“. Später diente das Schloss auch als Sonderschule des Zentralrates der FDJ für Auslandsstudenten. Erster Leiter ist Herr Blath, dann Karl Broßmann (1951-1952) und Horst Rudolph (1953-1956).

In Lauterbach starb Adelbert Karl Werner Graf von der Schulenburg, († 04.04.1951) der letzte männliche Erbe a.d.H. von der Schulenburg, ehem. Fideikommissherr, Majoratsherr auf Burg-, Kirchscheidungen, Branderoda und Plestlin (Plößnitz), kgl. preuß. Rittmeister der Reserve a.D., seit 1925 Rechtsritter der sächsischen Provinzialgenossenschaft des Johanniterordens. Bei seinem Tod hinterließ er 5 Töchter. Die Gemäldesammlung der Offiziere derer von der Schulenburg auf Burgscheidungen befand sich nun in der „Staatlichen Galerie Moritzburg“. In einem Schreiben vom 27.09. wurde eingeschätzt, dass „die Darstellungen von Offizieren in den meisten Fällen künstlerisch minderwertig“ sind.

Im Zuge der Neugliederung der DDR wurden die 5 Länder in 14 Bezirke und 217 Kreise aufgeteilt. Die Auflösung der Länder Thüringen und Sachsen-Anhalt erfolgte am 25.7.1952. In Thüringen entstehen die Bezirke Gera, Erfurt, Suhl. Das Territorium des bisherigen Landes Sachsen wurde in die Bezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig gegliedert. Sachsen Anhalt unterteilet sich in die Bezirke Halle (mit Großteil Anhalts) und Magdeburg (mit Region Zerbst). Gleichfalls wurden neue, kleinere Landkreise geschaffen. Aus dem Landkreis Querfurt entstehen die Kreise Querfurt und Nebra. Der Kreis Naumburg wird aus Teilen der Kreises Weißenfels und Zeitz neu gebildet. Seit dem 28.08.1952 gehörten Kirch- und Burgscheidungen zum Bezirk Halle, Kreis Nebra.

Empörung über Kunstschändung in Burgscheidungen: Die Büste von Levin Friedrich von der Schulenburg (von dem deutschen Bildhauer Schultze in Rom aus karrarischen Marmor gefertigt), die sich in einer Nische des Innenhofes des Schlosses durch Graf Werner aufgestellt worden war, soll infolge von Bauarbeiten im Januar 1952 vom Sockel gestürzt sein. Einige Tage später sollen sich Schüler der Landespionierschule mit großen Vorschlaghämmern auf die Marmorbüste gestürzt und diese schwer beschädigt haben. Dann befestigten sie diese mit Ketten an einem Trecker dem MAS und zerrten sie durchs Dorf und ließen sie anschließend in die Tränke am Mühlgraben rollen. Schulleiter und Funktionäre sahen dabei ohne einzugreifen zu. Zwei Tage später wurde die Büste geborgen und in der MAS eingelagert. Der Leiter musste sich daraufhin vor dem Landeskonservator erklären. Er entschuldigte sich am 12.07.1952 für die Schändung und schlägt vor, da die Büste so schwer geschädigt wurde, dass sie kaum noch zu restaurieren war, sie so umzuarbeiten, dass sie dem wirklichen Zweck der Schule besser erfüllt. Über den weiteren Verbleib der Büste ist nichts Sicheres bekannt. Sie soll vermutlich in der ehemaligen Aschen- bzw. Abfallgrube im Schäfereihof liegen.

Doch auch in Kirchscheidungen tobt der Klassenkampf. Nach Berichten eines Dorfbewohners soll der Lehrer der Dorfschule Kirchscheidungen (Herr Lauterbach?), den Schulkindern anschaulich gezeigt haben wie man den Kapitalismus zerschlägt. Hierzu musste eine Bank und ein Tisch aus Marmor aus ehemals Schulenburgischen Besitz herhalten, die hinter der Schule im Garten standen, die der Lehrer mit einem Vorschlaghammer zerschlug.

Schrittweise erfolgt die Kollektivierung der Landwirtschaft. Die erste LPG von Kirchscheidungen wird 1952 gegründet. Damit endeten die selbstständigen, teils Jahrhunderte alten Bauernwirtschaften.

Die DDR wurde am 20.09.1955 von der UdSSR für souverän erklärt und in die volle uneingeschränkte Selbstständigkeit entlassen.


1955 wird der bauliche Zustand des leer stehenden Schlosses Burgscheidungen in einem Gutachten des Institutes für Denkmalpflege Halle als sehr kritisch eingeschätzt. Die CDU übernimmt mit Wirkung vom 01.11.1955 vom Zentralrat der FDJ das Schloss als Zentrale Schulungsstätte (ZSS) „Otto Nuschke“. Die ersten Direktoren waren Günther Kühn (1956-1958); Prof. Dr. jur. (habil.) Gerhard Reintanz (1958-1961). Bereits ein Monat später, am 01.01.1956 wurde die Schulungsarbeit aufgenommen. Bis 1967 werden die Schäden an der Bausubstanz des Schlosses beseitigt. Im Anschluss wird bis 1981 das Schloss schrittweise, aber komplett saniert und restauriert.

Wegen Unrentabilität wird 1955 die Unstrutschifffahrt, die bis zum Schluss mit Rüben - und Kalksteintransporten weiter existiert hatte, eingestellt. Seitdem verwilderte der Fluss zusehends. Im Frühjahrshochwasser von 1956 wurden 20.000 ha Wiese und Acker überschwemmt. Als das Wasser abgezogen war, ließen starke Regenfälle im Juli die Unstrut und ihre Zuflüsse erneut über die Ufer treten. Das Tal zwischen Sachsenburg und Laucha glich 4 Wochen lang einem See von teilweise bis zu 2 km Breite. Nach dem großen Hochwasser wurde ein Zehnjahresprogramm zur Regulierung der Unstrut und für den Hochwasserschutz im Unstrut-Helme-Gebiet beschlossen. Eine Voraussetzung dafür war die Nichtwiederaufnahme der Unstrutschifffahrt und der Wasserkraftnutzung.

1957 erfolgte ein Geldumtausch in der DDR.

Auf dem Gebiet der DDR entfällt am 29.05.1958, die seit dem September 1939 andauernde, ununterbrochene Periode der Lebensmittelrationierung mittels Lebensmittelkarten


Die Familie von der Schulenburg hatte in den letzten Kriegstagen ihr und das ihnen anvertraute Porzellan- und Silbergeschirr sowie Schmuck und Edelmetall im Keller versteckt. Der Parkgärtner Bruno J., der schon zu Schulenburgs Zeiten dort gearbeitet hatte, hatte Mitte 1959 dem Direktor der CDU- Bildungsstätte Gerhard Reintanz und dem damaligen stellvertretenden Direktor, Erwin Krubke (Direktor von 1961-1986) eine provisorische Mauer im Kartoffelkeller mitgeteilt. Daraufhin wurde der „Schulenburgische Schatz“, bestehend aus Koffern und Kisten mit wertvollem Schmuck- und anderen Edelmetallgegenständen sowie Meißner Porzellan am 12.07.1959 unter Leitung des Vorsitzenden der CDU Gerald Götting geborgen, vor Ort inventarisiert und der Schmuck am 18.09. und das Silberzeug und Porzellan am 24.09. dem Ministerium für Finanzen der DDR übergeben. Dieses ließ einige Tage später den Schatz per LKW nach Berlin holen und dort einlagern. Danach verliert sich deren Spur, wie von vielen anderen Kulturgegenständen aus Burgscheidungen. Was aus dem Schatz wurde, ist nicht bekannt. Ein Teil ist mit Sicherheit nach Westeuropa verkauft worden. Wieder aufgefunden wurde nach Auskünften von Frau Asta Ziegler, geb. Gräfin von der Schulenburg davon bisher nichts.

Im Jahr 1959 wurde die LPG „Frohe Zukunft“, die zweite von Kirchscheidungen, gegründet. (Durch den 1973 erfolgten Zusammenschluss mit der LPG (T) Laucha, begründeten beide eine KAP, deren Rechtsnachfolgerin die 1991 gegründete Agrargenossenschaft Laucha ist.) 1960 vereinigt sich die erste LPG von Kirchscheidungen mit der von Burgscheidungen.

13.08.1961 Beginn des Baus der innerdeutschen „Mauer“. In der DDR wird die 8klassige Volksschule durch die 10klassige „Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule“ (POS) abgelöst
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Von 1964 bis 1967 war die „Mark der Deutschen Notenbank“ (Abkürzung MDN) gesetzliches Zahlungsmittel in der DDR. 1968 wird sie durch die „Mark der DDR“ (M) abgelöst.

1966 wurde der Schiffsverkehr auf der Unstrut eingestellt.

1968 wurde in der DDR eine neue Verfassung verabschiedet.

Im Januar 1969 schließen sich auch die LPGs von Kirchscheidungen und Burgscheidungen zu einer KAP zusammen. (Diese besteht bis zur Auflösung Ende 1991. Rechtsnachfolger ist heute die Agrargenossenschaft Burgscheidungen.)

Die Fachschule für Landwirtschaft zieht von Vitzenburg nach Naumburg. Das Renaissanceschloss Vitzenburg wurde nach einigen inneren Umbauarbeiten zum Fachkrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychatrie und am 11.12.1969 feierlich übergeben.


Auf Antrag der CDU und mit Genehmigung der Familie von der Schulenburg-Burgscheidungen werden 1970 die Gebeine, die nach 1945 aus der Familiengruft im Schlosspark aus den Särgen gerissen waren und verstreut herumlagen, in einem Massengrab auf dem Friedhof beigesetzt.

In Bielefeld stirbt die verwitwete Auguste Marie Anna Freifrau von Münchhausen, geb. Gräfin von der Schulenburg-Heßler († 17.02.1971), ehem. Herrin auf Vitzenburg, Klein-Eichstedt und Oberschmon (* 29.09.1886). Sie hinterlässt einen Sohn, Heyno Freiherr von Münchhausen, Sohn des Rembert Freiherr von Münchhausen und fünf Töchter Ilse, Anne Marie, Wilhelmine, Auguste und Katharina Sophie.

Im Zuge weiträumiger Meliorierungsarbeiten kam es 1975-1985 zu gravierenden Eingriffen an der Unstrut, wobei der Fluss vielerorts begradigt, Schleusenanlagen zugeschüttet oder ganz beseitigt wurden. Später wird die Unstrut aus der Liste der Schifffahrtsstraßen gestrichen.

Die seit 1955 verwitwete Marie Therese Anna von Jagow, geb. Gräfin von der Schulenburg-Heßler (* 22.01.1888 auf Vitzenburg † 28.10.1980) stirbt in Meppen und hinterlässt sechs Söhne und zwei Töchter. Mit ihr starb die letzte Angehörige des Geschlechtes der von der Schulenburg-Heßler auf Vitzenburg.

In den Jahren 1981 bis 1985 werden nach und nach alle Haushalte von Kirchscheidungen an die neue Trinkwasserleitung angeschlossen. Bis dahin versorgte die Unstrutpumpe den Ort mit Wasser.
1986 feiert Kirchscheidungen 1.200 Jahre seiner ersten urkundlichen Erwähnung. (Das Todesdatum des Hersfelder Erzbischofs Lullus, der 16.10.786, diente als Anlass für diese Jubiläumsfeier. Das gewählte Datum kann trotzdem nur annähernd richtig sein, da wie bereits beschrieben das Breviarium sancti Lulli in mehreren Jahren geschrieben wurde, und die Urkunden nicht datiert sind.) Der Ortschronist Manfred Lauterbach veröffentlichte anlässlich dieses Jubiläums in der Tageszeitung „Freiheit“ mehrere Artikel unter dem Namen „Aus der Heimatgeschichte“.

Die DDR begeht am 07.10.1989 den 40. Jahrestag ihrer Gründung. Der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker (SED) muss am 18.10. Aufgrund von Massendemonstrationen unter dem Motto „Wir sind das Volk“ zurücktreten. Egon Krenz (SED) wird sein Nachfolger und ist der letzte Staatsratsvorsitzende der DDR. Hans Modrow (SED/PDS) wird am 08.11. Ministerpräsident der DDR. Am 09.11.1989 werden die Grenzen zwischen der DDR und der BRD geöffnet.

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