Der Oberhof und das Herrenhaus (Gutsinspektorhaus)

Sicher ist der Oberhof des ehemaligen Rittergutes Kirchscheidungen anhand seiner Baulichkeiten auszumachen. Im Oberdorf von Kirchscheidungen befindet sich das Herrenhaus, oben auf dem Lohberg (Nr. 77) unweit der Kirche von Kirchscheidungen. 1739 wird der Oberhof den Herren von der Schulenburg gehörig bezeichnet. Nach Heinrich Bergners Beschreibung soll dessen heutige Form um 1748/49 als Vierseitenhof entstanden sein. Dieser Um- und Neubau des Rittergutes soll im engen Zusammenhang mit dem Neubau des Schlosses von Burgscheidungen, dem des Portals der Dorfkirche in Tröbsdorf und dem des Herrenhauses des Rittergutes in Baumersroda gestanden haben. Bergner beschreibt das Rittergut (1909) und schlussfolgert das es so im 18. Jh. errichtet wurde. „Den Oberhof umgeben drei zweigeschossige Wirtschaftsgebäude und eine Remise, die vom Herrenhaus dominiert werden. Alle Gebäude sind aus roten Buntsandstein und weißen Kalksandstein errichtet. Der Hof war mit einer geschlossenen Mauer umgeben. Der Zugang erfolgte über vier große Tore. Die Häuser und Stallungen waren von einem innen ringsum führenden Wirtschaftsweg zu erreichen.“ Bergner irrt hier bei der zeitlichen Zuordnung. Das Rittergut, das er beschreibt, ist in der Form erst in der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstanden. Das wird dadurch belegt, dass erst im Jahre 1850 das hiesige Pfarrhaus neu erbaut worden ist und das damalige Rittergut auf einem historischen Messtischblatt von 1852 vollkommen anders aussieht.

Der Zustand des Oberhofes und des Herrenhauses vor 1748 ist nicht bekannt. Aus Untersuchungen des Haupthauses im Inneren ergibt sich, das das Haus eine jahrhundertelange Geschichte hat. Vielleicht ist es auf den Grundmauern des ehemaligen Niederschlosses und/oder aus dem ehemaligen Wohnturm (Kemenate) errichtet worden, oder ist noch ein Rest davon. Bei Untersuchungen konnte festgestellt werden, das zumindest Steine aus älterer Zeit mit verwendet wurde. Die Keller und das EG stammen wahrscheinlich aus Barockzeit. Dafür sprechen die für diese Zeit typische Bauweisen, so die dicken aus rotem Buntsandstein errichteten Bruchsteinmauern. Ungewöhnlich sind die Kreuzgewölbe im Keller und im EG, hingegen typisch die rundbogigen Türen im Keller. Die das Kreuzgewölbe tragenden Pfeiler haben eine schlichte quadratische Basis und die Kapitelle sind rechteckige Blöcke aus Kalksandstein ohne Verzierungen.

Am dem Herrenhaus gegenüberliegenden Schafstall, dem ältesten unverändert gebliebenen Gebäude des Hofes von 1748/49, wurde damals eine Wappenkartusche angebracht, das das Schulenburgische Wappen darstellt, zur Seite zwei wilde Männer. Daraus kann geschlussfolgert werden, da Wappen am Herrenhaus fehlen, dass damals das Stallgebäude neu errichtet worden ist.

Nach einer preußischen Generalstabskarte von Kirchscheidungen aus dem Jahre 1852 war damals das gesamte Rittergut in einem vollkommen anderen baulichen Zustand wie heute. Das Hauptgebäude hatte im Grundriss etwa die Form einer „4“ mit geraden Schenkeln. Die nördlichen Stallgebäude fehlten. Warum hier der Grundriss der Gebäude und des gesamten Gutes so gravierend von andern Karten abweicht, konnte bislang nicht geklärt werden.

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. entstand der heutige dreigeschossige, etwas symmetrische Barockbau des Herrensitzes, mit hohem Mittelrisalit, gebrochenem und allseitig abgewalmtem Mansardenwalmdach. Ihm zur Seite wurden 2 zweigeschossige, niedrigere und nüchterne Stallgebäude gestellt (dieser Grundriss entspricht etwa dem Abwärtsstrich einer vier). Nach alten Karten gehört der linke Anbau mit zum ältesten Gebäudeteil und hatte vermutlich einen Vorgängerbau, was anhand der vorhandenen Unterkellerung und Bauausführung anzunehmen ist. Aus alten Zeiten befindet sich noch eine Kerkerzelle dort, mit in der Wand eingelassenen Ringen für Hand- und Halsketten. Bei dem Um- und Ausbau des Hauses wurde äußere die Hülle nach barockem Vorbild vollkommen verändert. Es wäre sogar möglich, da alle Fenster, Türen und Blendecken des Hauses ca. 2 cm über dem Mauerwerk hervorstehen, dass - nach dem Geschmack der Zeit - das Haus sogar vollkommen verputzt und angestrichen war. Die beiden Haupteingänge in der Mitte des Haupthauses, beides identische barocke Portale mit gesprengten Giebeln, befanden sich jeweils an der Hof- und Gartenseite. Heute ist es deshalb nicht mehr möglich von seiner heutigen äußeren Ansicht, Rückschlüsse auf die vorhergehende zu ziehen. Der Umbau macht auch deutlich, dass das Herrenhaus nicht mehr als Adelssitz, sondern nur noch als Guts- und Verwaltungshof gedacht war.

Anfang des 20. Jh. wurden die Wege des Hofes gepflastert. Zu dieser Zeit muss auch das Brunnenhäuschen in der Nähe der Unstrut angelegt worden sein, mit dem sich das Rittergut Wasser versorgte. Eine Wasserzisterne war im linken Seitenflügel unterm Dach angebracht, die beim Umbau des Herrenhauses 1949 entfernt wurde. Das Brunnenhäuschen wurde in den neunziger Jahren abgerissen.
Herr Haase ist 1905 Gutsinspektor in Kirchscheidungen.

Der Ober- und Unterhof hatten 1908 eine Größe von 142 ha 30 ar und 12 m².

Bei einem starken Gewitter am 13.07.1911 schlug der Blitz in einen Stall des Rittergutes Kirchscheidungen (das heutige Wohnhaus / Stallgebäude von Knips / Kaufmann). Der Stall brannte damals ab, wurde aber bereits ein Jahr später wieder aufgebaut. Beim Wiederaufbau erfolgte die Teilung der Gebäude, wie es heute noch zu sehen ist. Im gleichen Jahr wurde im Pfarrhof an Stelle des ca. 50 Fuß tiefen Ziehbrunnens (auf der Nordseite der Pfarre), eine Saugpumpe eingebaut. Das Wasser konnte aber nicht als Trinkwasser genommen werden und musste nach wie vor im Dorf geholt werden.
Den Oberhof des Rittergutes umgaben bis dahin Bullen-, Schaf- und Schweineställe: (Lohberg Nr. 75, 76), ein Schafstall (Lohberg Nr. 74) und ein Kuhstall (Lohberg Nr. 73). Der Pferdestall war im Erdgeschoß des linken Seitenflügels des Herrenhauses (Lohberg Nr. 77) und der Kälberstall im rechten Seitenflügel gewesen.

Nach Ende des Krieges 1945 kamen die Flüchtlinge nach Kirchscheidungen. Es herrschte Wohnungsknappheit und deshalb wurden kurzzeitig in den Gutsanlagen und in der Wohnung des schulenburgischen Gutsinspektors Knips Flüchtlinge und Umsiedler untergebracht. Es waren rund 300 Flüchtlinge - zum Teil katholisch und aus dem Sudetenland - gekommen, so dass die Einwohnerzahl des Ortes auf rund 800 wuchs. Wenig später wurde von der sowjetischen Kommandantur Burgscheidungen das Rittergut aufgelöst. Nach Berichten von Dorfbewohnern soll der schriftliche Nachlass des Rittergutes auf Veranlassung der sowjetischen Kommandantur auf ein Auto geladen und in die ehemalige Aschengrube (heute Gartenanlage Kirchscheidungen) gefahren und dort verbrannt worden sein. Anschließend wurde alles zugeschüttet. Einige Bürger Kirchscheidungens sollen sich davor Teile geholt und „sichergestellt“ haben und diese bis heute noch besitzen, darunter noch Teile einer Chronik der Schulenburgs. Die Möbel des Herrenhauses wurden vom damaligen Kreis Querfurt abgeholt. Über deren Verbleib ist nichts bekannt.

Nach Abschluss der Bodenreform im Herbst 1945 wurde der rechte Hausflügel des Herrenhauses, der als Kälberstall genutzt wurde, abgerissen. Vom Bürgermeister war der Abriss angeordnet worden, um den Neubauern (ehemalige Landarbeiter des Rittergutes) Material zum Bau von Wohn- und Stallgebäude zur Verfügung stellen zu können. Familie Knips auch Neubauern und bauten den lang gestreckten Stall rechts vom Gebäude zum Teil aus. Die sowjetische Kommandantur setzte diese Anordnung durch. Örtliche Handwerker die sich weigerten, sollen von einem sowjetischen Offizier auf den Dachboden gejagt und mit vorgehaltener Pistole gezwungen worden sein, mit dem Abriss des Daches zu beginnen. Zuerst wurde nur der Dachstuhl abgetragen und das Haus mit einem Notdach gesichert. Später der wurde rechte Flügel, der ein eigenen Eingang und ein Treppenhaus hatte, bis zum Erdboden abgetragen. Vom Abbruchmaterial versorgten sich die Neubauern und auch andere Bauern des Ortes mit Steinen. Die Häuser der Familien Quasdorf und Wenghöfer wurden, soviel bekannt ist, mit Sandsteinen aus diesem Seitenflügel errichtet. Der verbleibende Schuttberg blieb noch Jahre liegen. Falls der rechte Seitenflügel, wie das Haupthaus und der linke Seitenflügel, unterkellert war, hat es keinen Kellerzugang vom Keller des Haupthauses zu diesem gegeben. Das Haupthaus und der verbleibende Seitenflügel blieben danach ungenutzt und verfielen.

Die anderen nun „überflüssigen“ Häuser und Stallungen und alle den Hof umgebenden Maueren und Tore des Oberhofes wurden ebenfalls abgetragen. Die Wirtschaftsgebäude und Stallungen teilte man unter Neubauern auf und deren spezifischen Wohn- und Wirtschaftszwecken umgebaut und angepasst. Auch der spätere Ortspfarrer Paul Reschke wohnte von Oktober 1947 bis 1949 im Inspektorhaus.
Für das leer stehende ehemalige Gutsinspektorhaus im alten Rittergut im Oberdorf hatte die Gemeinde 1949 eine Nutzungsmöglichkeit gefunden. Die Gemeindevertretung beschloss den Ausbau des Gutsinspektorhauses zur Schule, da das alte Schulgebäude von 1864 die vielen Schüler nicht mehr aufnehmen konnte. (Frühjahr 1945: 80 Schüler, Herbst 1945: 129 Schüler, 1946: 130 Schüler, 1954: ca. 100 Schüler). Am 16.05.1949 beantragte Bürgermeister Schäfer beim Landeskonservator den Umbau zu einem 5klassigen Schulgebäude mit einer Lehrerwohnung. An der Stelle des abgebrochenen rechten Seitenflügels sollte ein zweigeschossiges Abortgebäude errichtet werden. Im linken Seitenflügel war eine Turnhalle vorgesehen. Errechnete Gesamtkosten für den Bau 81.1993,10 DM. Der Umbau wurde von der Denkmalbehörde unter zahlreichen Auflagen genehmigt u.a. die klare und schöne Linienführung und die Fensteranzahl zu erhalten. Die zu ergänzenden Sandsteinfassungen sollen genau wie die vorhandenen nachgearbeitet werden um später keine Veränderungen mehr zu sehen. Der Haupteingang der sich bis dahin in der Mitte des Gebäudes befand, kann unter der Auflage herausgenommen werden, ihn später originalgetreu wieder einzubauen. Als Pfarrer des Kirchsprengels Kirchscheidungen wurde Paul Reschke am 24.07.1949 eingeführt.

Mit den Bauarbeiten im Inneren des Hauptgebäudes wurde am 22.09.1950 begonnen. Die Planung und Ausführung der Baumaßnahmen liefen unter den Firmen Wilhelm Busch und dem Baugeschäft Otto Handrock und Sohn, beide aus Laucha, unter Leitung des Bauingenieurs Rosowsky. Um im Erdgeschoß ein Klassenzimmer zu schaffen, war es nötig, die tragende und die Sicht störenden – gemauerten Tragpfeiler herauszunehmen. Dabei wurde das ganze Kreuzgewölbe heraus gebrochen und entfernt. Eine neue, gerade Holzbalkendecke wurde eingezogen. Im 1. OG wurden zwei Klassenzimmer und ein Lehrerzimmer eingerichtet. Das 2. OG wurde zur Lehrerwohnung für Heinz Kamutzki und seine Frau umgebaut. Das innere Treppenhaus wurde im Erdgeschoß gedreht. Auch der Zugang vom 2. OG zum Dachboden wurde verändert. Der vorgesehene Anbau des Aborts konnte aus finanziellen Gründen nicht geschaffen werden.

Im EG des Haupthauses wird 1950 der erste provisorische Kindergarten für drei- bis sechsjährigen Vorschulkinder von Kirchscheidungen eingerichtet. Ein Jahr später, am 02.01.1951 wird die neue Schule mit drei Klassenräumen, einem Lehrerzimmer und einer Dienstwohnung übergeben. Heinz Kamutzki, Neulehrer des Burgscheidunger Lehrgangs, der bereits seit dem 01.03.1946 das Amt des Schulleiters im Ort innehatte, wird Direktor. Er bewohnte nun die Lehrerwohnung im 2. OG.

Nach dem Schulumzug wurde der Kindergarten in die frei gewordene alte, nun renovierte Schule verlegt. Am 02.01.1951 wurde der Kindergarten dort eröffnet und im Herbst 1996 aufgelöst.

1952 wird der kleine, nur eingeschossige Vorbau an der Südseite errichtet und das barocke Eingangsportal als Eingang wieder eingebaut. Später wird an den Vorbau eine Garage und später an diese seitlich versetzt der Abort der Schule angebaut. Im gleichen Jahr wird eine Gemeindebücherei in der ehemaligen Milchkammer im Erdgeschoß eingerichtet. In dieser war bis dahin die Milch aufbewahrt worden, bis sie in die Molkerei kam. Es gab gemauerte, niedrige Becken mit Wasser, in denen die Milchkannen standen. Die Familien der Landarbeiter konnten sich dort Milch kaufen.

1954 wird Rudolf Tomaszewski, Schulleiter der Schulen von Burgscheidungen und Tröbsdorf, neuer Leiter der zweiklassigen Schule von Kirchscheidungen, nachdem der bisherige Leiter Heinz Kamutzki als Inspektor zum Rat des Kreises versetzt wurde. Im Herbst des Jahres entstand aus dem Pferdestall des Gutshauses ein weiterer Klassenraum mit den Maßen 12 m x 4 m. Doch war dieser Klassenraum keine vernünftige Lösung, da die Licht- und akustischen Verhältnisse schlecht waren und der Raum im Winter nur schlecht beheizbar war. Daneben entstand ein weiterer kleiner Klassenraum (später Speisesaal). Bei dem Umbau des Zimmers wurde das Kreuzgewölbe abgestützt, dann der gemauerte Sandsteinpfeiler herausgenommen und die Steine mit dem Bauschutt im Keller gelagert. Das Gewölbe war vor der Herausnahme des Pfeilers mit einer Stahlschiene unter der Decke gesichert und oberhalb mit Beton aufgefüllt worden. Der Keller wurde später komplett verfüllt und die Eingänge zugemauert. Auch der Brunnen, der sich im Keller befand wurde mit Bauschutt verfüllt und versiegelt.

1955 waren in Kirchscheidungen 6 Klassen in 5 Unterrichtsräumen im ehemaligen Gutshaus untergebracht. Im gleichen Jahr wurde begonnen über dem ehemaligen Pferdestall Baufreiheit zu schaffen und ihn zu entrümpeln. Man erwog hier den Bau einer Turnhalle. Anfänglich sollten die durchgehenden Lüftungsschlitze im Dach zur Belichtung der Turnhalle genutzt werden. Doch die Lüftungsschlitze wurden bei der Dachumdeckung entfernt. Der im Obergeschoß (OG) befindliche große Wasserbehälter wurde demontiert und abtransportiert. Der Zugang zur Halle sollte durch einen Durchbruch im Klassenzimmer des 1. OG im Haupthaus erfolgen. Bei einer baulichen Überprüfung ergab sich, nachdem zuvor die Balkenlage einschließlich der Dielung entfernt worden war und die Stützpfeiler im Pferdestall entfernt werden mussten, dass keine Standsicherheit für eine Turnhalle gegeben war. So blieb das OG bis Mitte der 60 Jahre ungenutzt und verfiel zusehends.

1958/59 gab es in Kirchscheidungen Einstufenklassen von 1 bis 7. Die Schulküche und der Speiseraum waren im EG. Im Keller war das Lebensmittellager. Der Schulhof, der ursprünglich hinter den Haus lag, wurde später auf den umzäunten Gutshof verlegt. Hinter dem Haus wurden der Gemüse- und der Schulegarten eingerichtet. Der Garten ging damals direkt bis an das Haus heran. Die Wege im Garten waren mit Buchsbaumhecken eingezäunt. Auf einer kleinen Anhöhe stand unter den Akazien ein kleiner runder Steintisch. Der Zaun zwischen Haus und Garten wurde erst später angelegt, als das Haus Gemeindeamt wurde.

1960 wurden in Kirchscheidungen nur noch Schüler der Oberstufe, der Klassen 5 bis 8, unterrichtet. 1960/61 entstanden im Anbau des Gutshauses (ehem. Pferdestall) 2 weitere Klassenräume (heute Atelier und Wohnung).

Ab 01.09.1963 entfällt der Schulunterricht in Kirchscheidungen ganz, nur noch Werken, Turnen und UTP finden hier vorübergehend bis zum Ende Schuljahres statt. Alle Kinder besuchen ab 01.09.1964 die POS in Burgscheidungen.

Nach der Schulschließung plant die Gemeinde die frei gewordenen Räumlichkeiten anders zu nutzen und begann von 1964 bis 1966 diese zu verschiedenen Zwecken umzubauen. Es entstanden eine Arzt- und Schwesternstation in der ehem. Schulküche (heute auch Küche und Vorzimmer), mit zwei Behandlungszimmern, der ehemalige Speisesaal wurde zum Wartezimmer. Die Gemeindeschwesternstation wurde schon 1965 eröffnet. Die Dorfbibliothek wird im Klassenzimmer des Erdgeschosses eingerichtet und bestand dort bis 1996 fort. Gisela Kamutzki war deren erste Leiterin und blieb es bis 1975. Weiterhin wurde die Poststelle und ein FDJ-Raum eingerichtet. Im ersten Obergeschoß wurde ein Raum als Schulhort genutzt.

Im September 1965 begannen die Planungen, die im 1. OG des Hauptgebäudes befindlichen zwei Klassenzimmer und das Lehrerzimmer unter Berücksichtigung der Wünsche der Lehrerfamilie Lauterbach zu einer geschlossenen Wohnung umzubauen. Bereits im Oktober wird der Ausbau genehmigt. In Küche, Bad, Speisekammer und Schlafzimmer wurde die Dielung entfernt und die Gewölbezwickel zubetoniert. Die großen Klassenzimmer mit neuen Trennwänden geteilt. Anfänglich nicht genehmigt wurden die beantragte Fenstervergrößerung, den Toiletteneinbau und ein Fensterdurchbruch im Bad.
Anfang 1966 wurde der linke Seitenflügel instand gesetzt. Zwei Wohnungen sollten nun im 1. OG entstehen. Um die Raumhöhe zu verringern und zwecks Wärmedämmung zog man eine Zwischendecke ein. Die Wohnungen sind 1969 bezugsfertig, aber erst 1971 findet die Bauabnahme statt.

Im Januar 1967 wird die Lehrerwohnung im 1. OG durch die Familie Lauterbach bezogen. Die Wohnung hat nun laut Mietvertrag auch eine innen liegende Toilette mit Fenster. Diese war nachträglich vom Denkmalschutz mit Auflagen (äußere Fenstergestaltung nach den anderen Fenstern des Hauses) genehmigt. Sie sind aber nicht eingehalten worden.

In den siebziger oder achtziger Jahren wird das ganze Herrenhaus mit Betondachsteinen komplett neu eingedeckt. Dabei werden im Haupthaus die Barocken Fenstergauben des obersten Dachgeschosses abgenommen. Gleichfalls wurde bei dem Dachumbau der zentrale Rauchabzug im Hauptgebäude und die sich dort im Dachboden befindliche Räucherkammer entfernt.

Im Dezember 1975 wird das Gemeindebüro und der Sitz des hauptamtlichen Bürgermeisters aus dem großen Gemeindehaus; unmittelbar nördlich des Rittergutes, wieder in die alte Schule verlegt.

Die Gemeindeschwesternstation von Kirchscheidungen wird 1990/1991 und der Postschalter, der sich seit Mai 1981 in einem kleinen Raum im Erdgeschoß befunden hatte, wird 1993 aufgelöst.

Im Dezember 1995 verkauft die Gemeinde Kirchscheidungen das Herrenhaus des ehemaligen Rittergutes Kirchscheidungen an die Familie Horst Bier aus Naumburg. Das Haus geht am 01.02.1996 in deren Eigentum über. Die Dorfbibliothek, die sich noch im EG des Hauses befand, wurde aufgelöst. Der größte Teil des Buchbestandes der Bibliothek wird entsorgt, nur wenige Bücher werden nach Laucha in die dortige Bibliothek übernommen.

Im Frühjahr 1996 werden die ersten Modernisierungsarbeiten im Haupthaus in Angriff genommen. Im Erdgeschoß wird eine Wohnung eingebaut, in die Horst und Margitta Bier nach Abschluss der Arbeiten einziehen. Eine neue Gasheizungsanlage wird im Keller und neue Heizkörper im ganzen Haus installiert. Ebenfalls werden die verrotteten Fenster im Erdgeschoß ersetzt.
Im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms wird durch die Gemeinde auch der Lohberg, das ehem. Rittergut, umgestaltet, erhält neue Erdgas-, Wasser- und Abwasseranschlüsse und eine neue gepflasterte Straßendecke mit geänderter Straßenführung. Der Hof wird begrünt.

Das Dach des Hauses wird von September bis November 2003 mit Biberziegeln komplett neu nach historischem Vorbild gedeckt. Die Gemeinde kauft von der Familie Bier, einen Teil des Hofes, mit der Straße, vor dem Haus zurück.

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